PERFEKTIONISMUS – Streben nach Vollkommenheit

Viele Perfektionisten sind überaus erfolgreich im Beruf. Sie wollen bestmögliche Ergebnisse erzielen. An sich eine gute Eigenschaft. Wird Perfektionismus jedoch übertrieben, führt das zu Stress, Versagensängsten und vermindertem Selbstvertrauen. Freude am Erreichten: Fehlanzeige. Es ist einfach nicht gut genug. Selbstzweifel, sich mit Anderen vergleichen, stumm in Meetings werden weil die anderen bessere Argumente haben – eine Spirale von Belastungen, die sich immer schneller dreht. Doch der Ausstieg ist möglich. Ein Fallbeispiel aus meiner Coachingpraxis.

„In Meetings stumm und wie eingefroren“

Maja, Internistin und wissenschaftliche Mitarbeiterin in einem internationalen Konzern:

SELBSTZWEIFEL IN DER NEUEN POSITION

Als leitende Oberärztin im internistischen Bereich eines Krankenhauses kannte ich kaum Selbstzweifel. Die tauchten erst auf, als ich in einen Pharmakonzern wechselte, um als wissenschaftliche Mitarbeiterin Studienexpertise zu gewinnen. Inzwischen habe ich mir die nötigen Kompetenzen angeeignet und erfolgreich gearbeitet.“

ANDERE SIND IMMER BESSER ALS ICH

Aber. Sobald mich jemand in einem wichtigen Meeting spontan um eine Stellungnahme bittet, fühle ich mich trotz meiner Kompetenz überrumpelt. Bin wie unter Schock. Leer im Kopf. Ich bin ohnehin ein introvertierter Mensch. Meine Kolleg:innen oder Vorgesetzten nehme ich immer als sehr viel selbstsicherer und eloquenter wahr.“

ES FÄLLT MIR SCHWER, MEINEN STANDPUNKT ZU VERTRETEN. UND DAZU NOCH GEGEN WIDERSTÄNDE…

Noch schlimmer wird es, wenn ich meine Meinung gegen Widerstände verteidigen muss. Wenn ich dann sprechen muss, brauche ich lange, um die richtigen Worte zu finden. Sobald mir jemand zunickt, werde ich sicherer. Mich stört diese Abhängigkeit von der Bestätigung durch Andere.“

ICH KANN NICHT NEIN SAGEN

In meinem Team geht es mir gut. Da mache ich vieles, damit das auch so bleibt, ich kann beispielsweise nicht „nein“ sagen. Das führt häufig zu Überlast durch zu viele Überstunden.“

SPONTAN VOR ALLEN REDEN MÜSSEN IST WIE EINE PRÜFUNG

In Online-Konferenzen fühle ich mich noch unsicherer. Denn immer droht, dass ich ohne Vorbereitung meine Meinung äußern muss. Ich versuche, alle Themen, die auf mich zukommen könnten, vorher zu bedenken und meine Redebeiträge zu planen. Doch in der Praxis gibt es immer wieder neue Situationen. Und dann geht das innere Einfrieren wieder los.“

DIESER STRESS FRISST MEINE GESAMTE KRAFT

Das verursacht inneren Stress und Dauerspannung, die einen Großteil meiner Kraft fressen. Ich habe schon überlegt, welche anderen beruflichen Perspektiven sich mir bieten, obschon mir die Aufgaben inhaltlich Freude machen.“

Das Coaching mit Maja

PERFEKTIONISMUS ALS FALLE

Im Coaching stellt sich schnell heraus: Maja sieht sich selbst als Perfektionistin. Sie hat hohe Erwartungen an sich selbst und verstrickt sich oft in Details. Präsentationen überarbeitet sie mehrfach. Hat sie Erfolg, glaubt sie an Zufälle oder Glück. Sie hat ständig Angst vor dem Scheitern. Denn sie glaubt, nicht gut genug zu sein.

Fehler dürfen nicht passieren. Dafür wird man bestraft. Das hat Maja schon früh gelernt.

BELASTENDE MUSTER UND GLAUBENSSÄTZE WERDEN AUFGELÖST

Wir arbeiten mit Logosynthese an Majas alten Mustern und Glaubenssätzen und starten mit denen, die sie am meisten belasten: 1. Ich bin nicht gut genug. 2. Ich werde für Fehler bestraft. 3. Andere sind immer besser als ich.

Es geht darum, die Quelle der Blockaden zu finden, also wann und in welchen Situationen Maja diese Muster erworben hat. Nach dreistündiger konzentrierter Arbeit mit Logosynthese ist Maja erleichtert. Ihre Belastung ist von anfänglich 10 Punkten auf der Maximalskala jetzt bei 1-2 angekommen.

FEHLER SIND GAR NICHT SO SCHLIMM

In den folgenden drei Coachingeinheiten arbeiten wir zweigleisig: Einerseits an Majas alten Mustern und Blockaden. Andererseits an ihren neuen inneren Haltungen: Fehler sind gar nicht so schlimm. (Maja stellt nebenbei fest, dass ihr Menschen mit Fehlern oft sehr viel sympathischer sind als die ganz Perfekten).

Maja wird von ihrem Vorgesetzten, dem sie vertraut und der sie fördert, regelmäßig Feedback erbitten. Zudem benötigt sie klare Ziele, damit sie weiß, was konkret von ihr erwartet wird und wann sie gute Leistung erbringt.

KEINE VERGLEICHE MEHR

Maja will sich nicht mehr mit anderen vergleichen. Denn Vergleiche frustrieren immer dann, wenn wir dazu neigen, unsere Mitmenschen zu überschätzen. Machen wir unseren Selbstwert von dem Vergleich mit ihnen abhängig, fühlen wir uns klein und sind niedergeschlagen, weil wir in ihnen etwas sehen, was wir in uns vergeblich suchen.

Außerdem hinterfragen wir kritisch: Ist ein Vergleich überhaupt sinnvoll? Will Maja wirklich so sein, wie ihre Kolleg:innen – mit allem, was dazugehört? Wir betrachten Majas Stärken und schauen auf ihre Erfolge. Maja beginnt sich selbst wertzuschätzen und ist damit weniger abhängig von anderen.

KLUGE ARGUMENTE UND AUSSENWIRKUN

Auf den Prüfstand stellen wir Majas Aussage, ihren Standpunkt nur schwer vertreten zu können. Für Majas wichtige Themen erarbeiten wir schlüssige Argumente, mit denen sie sich und ihre Interessen in Meetings und Gesprächen vertritt und mit denen sie sich sicher fühlt. Maja erhält Feedback von mir, wenn sie eine Präsentation vorstellt: Sie ist mit ihren 1,90 m eine hochgewachsene Frau, die sich automatisch kleiner macht und die Schultern einrollt, im Sitzen und ganz besonders, wenn sie steht. Das wirkt unsicher. Auch ihre Stimme ist leise und verhalten, ist sie besonders aufgeregt, beginnt sie zu stottern.

NEIN SAGEN. WOLLEN.

Maja möchte sich von ihren Kolleg:innen besser abgrenzen, denn ihre zeitliche und inhaltliche Überlast ist hoch. Bislang fürchtete sie, die Kolleg:innen mit einem „nein“ zu verärgern oder deren Sympathie zu verlieren. Sie lernt, dass Nein-Sagen auch ohne Schuldgefühle möglich ist, indem sie die Prioritäten neu setzt, ihre eigenen Bedürfnisse wichtig nimmt und sich nicht verantwortlich fühlt, die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Außerdem ist ein alter Glaubenssatz mit im Spiel: Ich muss lieb sein. Und wieder ist Maja nach Auflösung mit Logosynthese erheblich freier.

NACHHALTIG STABIL

Schlussendlich steht Maja sicher auf „ihrer Bühne“. Sie hat durch ihre Größe eine ganz besondere Präsenz, formuliert klare Sätze und ihre Stimme ist deutlich hörbar. Sie berichtet mir in einem Follow-up sechs Monate nach dem Coaching, dass keine ihrer Blockaden und alten Muster je wieder aufgetaucht sind. Sie wirkt gelöst, sicher und selbstvertrauend.

Im Gegensatz zu vielen anderen Methoden, die sich mit Veränderungsprozessen beschäftigen, erfordert Logosynthese vom Klienten weder Disziplin, Training, Neu- oder Umlernen noch langwierige, zeitintensive Prozesse. Ist der störende Auslöser gefunden, verschwindet die Belastung. Ich arbeite seit Jahren mit Logosynthese und weiß, wie nachhaltig und ganzheitlich damit persönliche Entwicklung möglich ist.

Perfektionismus

Katharina von Agris

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