Arbeiten in Angst.
Wenn der Vorstand brüllt.
Häufig berichten Klienten im Coaching von einem destruktiven Führungsstil ihrer Vorgesetzten, der in unterschiedlichen Facetten daherkommt, vom barschen Tonfall über Brüllen bis zu persönlicher Beleidigung.
Im Coaching schilderte mein Klient, ein gestandener Jurist Mitte 40, frustriert, was er häufig erlebte: Der Kanzlei-Vorstand brüllt ihn an. Einmal am Telefon mit der Begründung, er (mein Klient) und auch sonst keiner aus der Abteilung wäre erreichbar gewesen. Der Jurist hatte zu diesem Zeitpunkt einen Vortrag gehalten, die anderen Kollegen seiner Abteilung besuchten ebenfalls Veranstaltungen.
Das Gebrüll dauerte gefühlte 3 Minuten, mein Klient kam nicht zu Wort. Der Versuch einer Erklärung war nicht möglich. Also schwieg er. Das weitere Gespräch drehte sich dann kurz und knapp um das Anliegen des Vorstands.
Entwürdigt, entehrt und verletzt durch einen destruktiven Führungsstil.
Auf meine Frage, wie er das Telefonat empfunden habe, antwortet er:
Entwürdigend. Entehrend. Sehr verletzend. Das wirkt lange nach. Eigentlich war mir danach, zu sagen, dass ich so einen Tonfall nicht akzeptiere und ich das Gespräch erst fortsetzen möchte, wenn es in ruhig und sachlich abläuft. Doch, wenn ich das gewagt hätte, wäre ich mit Sicherheit meinen Job los – und zwar auf unschöne Art, über ein langes, zermürbendes Mobbing seitens des Vorstands. Diese Erfahrung haben andere vor mir gemacht. Sie wurden ausgegrenzt und haben irgendwann aufgegeben und gekündigt. Das will ich nicht und kann ich mir nicht leisten. Deshalb schweige ich, ertrage das Gebrüll und halte durch. Es kommt ja so extrem nicht jeden Tag vor…
Aber es ist verletzend. Und, was viel schlimmer ist, ich kann mir selbst nicht mehr in die Augen schauen und halte mich inzwischen für einen Duckmäuser und Feigling. Außerdem verliere ich den Respekt und die Achtung vor diesem Vorstand, der aus meiner Sicht menschlich ein Vollversager ist. Die gesamte Belegschaft leidet unter ihm und seinem dominanten, angsteinflößenden Führungsstil. Er duldet keinen Widerspruch, von Kritik ganz zu schweigen, fällt intransparente Entscheidungen, gibt unklare, wachsweiche Zielvorgaben und Anweisungen. Wenn daraufhin Fehler passieren, werden Schuldige gesucht und zur Rechenschaft gezogen. Nachfragen führen zu noch mehr Unklarheit und vor allem zu Ungeduld, die er dann deutlich zeigt. Ich komme mir dabei wie ein Dummkopf vor.“
Im Coaching ist dieser Klient kein Einzelfall. Häufig wird mir über den destruktiven Führungsstil von Vorgesetzten berichtet, vom barschen Tonfall über Brüllen bis zu persönlichen Beleidigungen.
Angst vor Vorgesetzten
Mutig bis zum Rauswurf?
Folgende Optionen für mutiges Verhalten bieten sich an:
Der Klient könnte bei passender Gelegenheit den Vorgesetzten unter vier Augen ansprechen. Mit der berühmten Ich-Botschaft könnte er schildern, was das Brüllen in ihm selbst auslöst. Er könnte vorschlagen, die Gesprächskultur zu ändern. Oder er könnte direkt in der belastenden Situation reagieren und ansagen, was er selbst jetzt tun wird – etwa, das Gespräch zu beenden und zu einem anderen Zeitpunkt in ruhiger Art und Weise fortsetzen. Wenn ein ganzes Team betroffen ist, kann ein solches Gespräch in großer Runde mit einem Moderator geführt werden.
Mein Klient hatte Angst um seine Existenz – verständlich und nachvollziehbar. Deshalb entschloss er sich, lieber zu schweigen und das unangemessene Verhalten seines Vorstands auszuhalten. Der Preis dieses Schweigens ist ein schwer angeschlagenes Selbstbewusstsein und Selbstbild, inklusive Frustration und Wut.
Angst im Job – in Angst erstarrt
Er war damit nicht allein, denn die gesamte Belegschaft des Unternehmens war erstarrt in dieser Angstkultur. Diese Angstsysteme führen, neben angepasstem Verhalten, dazu, dass Mitarbeitende wenig bis keine Verantwortung übernehmen, denn Fehler werden bestraft. Fruchtbare Dialoge über Ziele und Anliegen kommen nicht zustande. Es gibt nur einen, der ansagt, wo’s langgeht: den Chef. Angstsysteme entstehen oft in schleichend über Jahre und schaden allen – den Mitarbeitern genauso wie dem Unternehmen.
Angst und Entscheidung
Verantwortung – Optionen – Wahl und Konsequenzen
Stecken Sie in einer ähnlichen Situation? Dann ist es klug, sich darauf zu besinnen, dass Sie allein die Verantwortung für Ihr Leben tragen. Sie können jederzeit wählen, was für Sie das Beste ist. Und sie können abwählen.
Dahinter steht eine persönliche Entscheidung und vorab die Frage: Welche Handlungsmöglichkeiten habe ich? Im Fall meines Klienten waren das: kündigen und reden? Kündigen und schweigen? Bleiben und reden? Bleiben und schweigen?
Was sind die Konsequenzen – was ist der Preis, den ich zahle? Bin ich dazu bereit? Ggf.: Wie kompensiere ich und verschaffe mir die lebens-notwendige Freude?
Selbstverantwortung – Vorsicht vor der Schere im Kopf!
Mit Gedanken wie „Das geht doch sowieso nicht“ berauben Sie sich jeder Chance, wirklich alle Möglichkeiten zu erkennen. Spielen Sie jede Handlungsoption offen und konsequent durch. Aufschreiben kann hilfreich sein. Lassen Sie alle Alternativen auf sich wirken. Dann erst entscheiden Sie. So fokussieren Sie Ihr Handeln auf Ihre bewusste und gewollte Entscheidung.
Das Aufschreiben und Durchdenken aller Alternativen bis zur Konsequenz macht etwas Mühe und kostet Zeit, lohnt aber. Denn danach wissen und fühlen Sie, dass es genau das ist, was für Sie das Beste ist. Denn Sie sitzen am Steuer Ihres Lebensautos – und sind kein Beifahrer, der hilf- und tatenlos zuschaut.
Angst und Selbstbewusstsein
Entschieden handeln – Einstellung verändern – Blockaden lösen
In unserem Klarheits-Coaching fand mein Klient einen neuen, sinnvollen Weg für sich: Er übernahm ein großes Change-Projekt im Unternehmen, das ihn derart begeisterte und ihm so viel Erfolg verschaffte, dass die Freude darüber den Ärger über den destruktiven Führungsstil seines Vorstands bei weitem übertraf.
Um sein Selbstbewusstsein zu stärken, arbeiteten wir im Coaching mit der Methode der Logosynthese, was ihn von einigen alten Blockaden befreite. Sein Vorstand brüllt zwar immer noch – mein Klient aber fand eine neue innere Ruhe und Gelassenheit, damit umzugehen. So fühlt er sich dem keineswegs ausgeliefert. Inzwischen klärt er seine Anliegen und Ziele mit dem Vorstand auch dann, wenn dieser ungeduldig und abwehrend reagiert. Nur deshalb konnte er seinen Output und die Ergebnisse deutlich steigern, was dem Vorstand nicht verborgen blieb und meinem Klienten einigen Freiraum verschaffte.
Klarheits-Coaching
Entscheiden Sie sich für ein Klarheits-Coaching! Etwa wenn Sie in einer ähnlich schwierigen und vielleicht sogar angstbesetzten Situation stecken. Oder Sie stehen vor einer Entscheidung. Oder Sie spüren – vielleicht noch diffus – dass Sie in Ihrem (beruflichen) Leben etwas ändern wollen und eine Entscheidung auf Sie zukommt.
Im Coaching erstellen wir gemeinsam Ihre Alternativen-Übersicht, individualisiert und inklusive aller verfügbarer Optionen. Wir erarbeiten die Konsequenzen und legen so die Basis für die Entscheidung, mit der Sie den für Sie besten und optimalsten Weg finden und gehen können. Das Finden dieser Entscheidung hat nicht nur einen kognitiven Anteil, sondern vor allem viel mit Ihren Emotionen zu tun. Wenn Ihr Gefühl stimmt, dann – und nur dann – ist auch die Entscheidung die Richtige.
Werden Sie aktiv:
- Welche Erkenntnis nehmen Sie aus diesem Beitrag mit?
- Wie können Sie diese in Ihrem beruflichen Leben umsetzen?
- Welcher ist der erste Schritt und wann genau wollen Sie ihn tun?
Danke fürs Lesen! Alles Liebe und vielleicht bis bald.
Ihre Katharina von Agris
P.S. Ihnen hat dieser Beitrag zum Thema Klarheits-Coaching gefallen? Sie kennen jemanden, dem er nützlich sein kann? Dann freue ich mich, wenn Sie den Beitrag weiterempfehlen!